Die ausgedehnteste Struktur auf der Erdoberfläche ist die Meeresküste. Diese Kontaktstelle zwischen Festland und Meer ist geometrisch ausserordentlich vielfältig ausgebildet (1, 3, 5, 7, 9-11).
Hier werden die Wechselwirkungen zwischen globalen Meeresströmungen, Gezeiten, Salzgehalt und Temperatur des Meerwassers sichtbar (1, 5, 7). Der Rand des Festlands wird vom Wellenschlag bis auf wenige skurrile Formen abgetragen und in einen Sandstrand umgewandelt (1, 9). Gletscher sind klimaabhängige Erosions-, Transport- und Ablagerungssysteme mit einer ausgeprägten inneren Ordnung: zusammenfliessende Eisströme bleiben bis ans Gletscherende als selbständige Segmente erhalten und sind durch Mittelmoränen voneinander getrennt (2).
Dabei wird auch die mitgeführte Gesteinsfracht nicht vermischt. Gebirgsbildende Vorgänge deformieren Teile der Erdkruste. Dabei brechen die Strukturen auf, und je nach Härte der Schichten entstehen bei der nachträglichen Erosion die heute sichtbaren Formen der Gebirge (2, 4). Geologische Vorgänge wirken im Grossen und im Kleinen. Je nach Beobachtungsnähe und Blickwinkel erscheint ein dreidimensionales Filigran (6) oder ein feinverteiltes Muster von Rinnen (5), die auffallend hervortreten, wenn verschieden farbige Gesteinsschichten durchschnitten werden.
Massige Sandsteine und Granite bilden bei der Verwitterung durch Wind und Wasser «lebendige» Formen, dies vor allem, wenn sich an der Oberfläche harte, erosionsresistente Krusten bilden oder kleine Inhomogenitäten im Gestein vorhanden sind (8, 9, 10, 11). Tropfsteinhöhlen entstehen durch Lösung von Karbonat durch meteorisches Wasser. Die gelösten Substanzen werden auf dem Weg des Wassers stellenweise wieder ausgefällt als Tropfstein oder als feiner Überzug auf den benetzten Felswänden.
Was passiert mit der «Madonna» mit ihrem andächtigen Blick in die Zukunft - wird sie das dritte Jahrtausend überleben?
Prof. Christian Schlüchter
Geologisches Institut, Universität Bern