Denken auf Vorrat

Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein. (Perikles)

Der Wandel ist die Konstante unserer Zeit. Allmählich verstehen wir, dass die Turbulenzen um uns herum nicht einfach wie ein Hurrikan über uns hinwegfegen, sondern andauern und sich sogar beschleunigen. Und die Erfahrung zeigt, dass Patentrezepte immer seltener zum Erfolg führen. Zukünftiges gedanklich zu erkunden, gerät leicht zur Projektion des Gewohnten: So kam eine Marktstudie von Mercedes-Benz im Jahr 1900 zum Schluss, dass die weltweite Nachfrage nach Autos die Zahl 5000 nicht übersteigen werde, wegen der begrenzten Zahl der Chauffeure.

Viele Entscheidungen, insbesondere jene mit langem Zeithorizont und weit reichenden Konsequenzen, müssen im heutigen turbulenten Umfeld ganz bewusst und mit Blick auf die Handlungsfolgen getroffen werden. Die Notwendigkeit, sich gezielt mit der Zukunft zu beschäftigen, hat hierin einen ihrer zentralen Gründe.

Wir werden die Zukunft zwar nie voraussehen, doch «vorbeugendes Nachdenken ist eine der Voraussetzungen für vorbeugendes Handeln». Ohne jegliche plausible Vorstellung über die Zukunft kann kein vernünftiges Verhalten begründet werden. Wir brauchen die gedankliche Analyse möglicher zukünftiger Entwicklungen, denn unsere Entscheidungen orientieren sich an Erwartungen: «Denken auf Vorrat» lautet die Devise. Entwicklungen früher als andere zu erkennen, einzuschätzen und nach den jeweiligen Chancen und Risiken zu beurteilen, ist eine der Erfolgsbedingungen. Innovative Institutionen nutzen Visionen, um die Bedürfnisse von morgen zu antizipieren und mitzuprägen. Zukunftsvisionen dienen sowohl der Risikoeingrenzung als auch der aktiven Einflussnahme auf das Geschehen. Durch hohe Flexibilität und Orientierung an langfristigen Zielen begründen sich Wettbewerbsvorteile.

Die Zukunft ist nicht als Verlängerung der Vergangenheit zu verstehen, sondern als eine komplexe Struktur von Herausforderungen. Zukunft erkennt man nicht, man schafft sie! Wohin der Weg uns führen wird, liegt in der Luft. Aber eines ist gewiss ­ es wird unsere Zukunft sein!

Prof. Dr. Eckard Minx Zukunftsforscher, DaimlerChrysler AG